Montag, 14. April 2008
Lyrik in der BVG
bvg-kunde, 10:32h
Am Wochenende langweiltüberraschte mich ein Kerl, der in der S-Bahn berlinernd ein Gedicht von der "Gruppe 48" vortrug. Er war nicht besonders schlecht, aber auch nicht besonders herausragend. Originelle Idee, aber nicht gut gemacht.
Ich vermutete, dass der Kerl kein Kapital für eines der nutzlosen Obdachlosenzeitungen hatte. Wie erwartet ertönte dann auch nach dem Gedicht die Aufforderung, ihm mit ein paar Cents und Euros das Leben über das Wochenende zu retten. Und natürlich mit dem obligatorischen Nachsatz: Oder aber mit etwas zu essen und zu trinken.
Wir alle wissen, dass dieser Nachsatz selbstverständlich nur dazu dient, neben der Armut auch die Demut zu suggerieren. Keinesfalls soll der Spender auf die Idee kommen, der Arbeitsscheue wolle mit der Spende Alkohol kaufen oder ein Luxusleben führen. Pech für den Schmarotzer, wenn aber jemand ihm etwas zu essen anbietet. Meist wird dann ein geheuchelt erfreutes Gesicht aufgesetzt und die Gabe scheinbar dankbar entgegengenommen, um sie dann in der nächsten Mülltonne zu entsorgen oder aber dem Köter zum Fraß. Falls man einen hat und der es nicht verschmäht.
Etwas übertrieben fand ich es jedoch, als ihm ein russischer Familienvater, der ihn schon die ganze Zeit aggressiv angesehen hatte, den weitestgehend aufgegessenen Hamburger seines Sohnes anbieten ließ und die erwartete dankende Ablehnung zum Anlaß für eine Schlägerei nehmen wollte. "Wenn du Chunga hast, warum chisst du dann nichcht?", pöbelte er den jungen Kerl an, der sich clevererweise mit "Hepatitis B" verteidigte, ohne den russischen Sohn dieser Krankheit zu zeihen.
"Chwarum arbeitest du nichcht?", wollte dieser russische Musterdeutsche dann rhetorisch wissen.
"Weil ich ein schlimmes Bein habe und am Dienstag operiert werden muss", antwortete der ansonsten gesund aussehende Kerl, statt sich schnell zu entfernen.
Mir blieb es ein Rätsel, warum der Schmarotzer nicht die Biege machte, bevor etwas schlimmes passieren konnte. Möglicherweise erschien ihm der russische Musterdeutsche ungefährlich, weil er einen Sohn und zwei blondierte russische Frauen dabei hatte und mißinterpretierte dessen aggressive Fragen als reine Neugier und Mitmenschlichkeit. Mir kam es dagegen so vor, als suche der Mann eigentlich nur einen Vorwand, um ihn zusammenschlagen zu können. Auf dem Bahnsteig humpelte der Gesellschaftsschmarotzer sogar auf den Russen zu, der ihm nachgegangen war und zeigte ihm sein Bein.
Was aus ihm wurde, weiß ich nicht, da ich mich vom Menschenstrom zur Rolltreppe driften ließ. Aber ich bin ja auch nicht beim BVG-"Sicherheitsdienst" angestellt, der nirgendwo zu sehen war.
Ich vermutete, dass der Kerl kein Kapital für eines der nutzlosen Obdachlosenzeitungen hatte. Wie erwartet ertönte dann auch nach dem Gedicht die Aufforderung, ihm mit ein paar Cents und Euros das Leben über das Wochenende zu retten. Und natürlich mit dem obligatorischen Nachsatz: Oder aber mit etwas zu essen und zu trinken.
Wir alle wissen, dass dieser Nachsatz selbstverständlich nur dazu dient, neben der Armut auch die Demut zu suggerieren. Keinesfalls soll der Spender auf die Idee kommen, der Arbeitsscheue wolle mit der Spende Alkohol kaufen oder ein Luxusleben führen. Pech für den Schmarotzer, wenn aber jemand ihm etwas zu essen anbietet. Meist wird dann ein geheuchelt erfreutes Gesicht aufgesetzt und die Gabe scheinbar dankbar entgegengenommen, um sie dann in der nächsten Mülltonne zu entsorgen oder aber dem Köter zum Fraß. Falls man einen hat und der es nicht verschmäht.
Etwas übertrieben fand ich es jedoch, als ihm ein russischer Familienvater, der ihn schon die ganze Zeit aggressiv angesehen hatte, den weitestgehend aufgegessenen Hamburger seines Sohnes anbieten ließ und die erwartete dankende Ablehnung zum Anlaß für eine Schlägerei nehmen wollte. "Wenn du Chunga hast, warum chisst du dann nichcht?", pöbelte er den jungen Kerl an, der sich clevererweise mit "Hepatitis B" verteidigte, ohne den russischen Sohn dieser Krankheit zu zeihen.
"Chwarum arbeitest du nichcht?", wollte dieser russische Musterdeutsche dann rhetorisch wissen.
"Weil ich ein schlimmes Bein habe und am Dienstag operiert werden muss", antwortete der ansonsten gesund aussehende Kerl, statt sich schnell zu entfernen.
Mir blieb es ein Rätsel, warum der Schmarotzer nicht die Biege machte, bevor etwas schlimmes passieren konnte. Möglicherweise erschien ihm der russische Musterdeutsche ungefährlich, weil er einen Sohn und zwei blondierte russische Frauen dabei hatte und mißinterpretierte dessen aggressive Fragen als reine Neugier und Mitmenschlichkeit. Mir kam es dagegen so vor, als suche der Mann eigentlich nur einen Vorwand, um ihn zusammenschlagen zu können. Auf dem Bahnsteig humpelte der Gesellschaftsschmarotzer sogar auf den Russen zu, der ihm nachgegangen war und zeigte ihm sein Bein.
Was aus ihm wurde, weiß ich nicht, da ich mich vom Menschenstrom zur Rolltreppe driften ließ. Aber ich bin ja auch nicht beim BVG-"Sicherheitsdienst" angestellt, der nirgendwo zu sehen war.
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