Mittwoch, 10. Januar 2007
Kopfgeldjäger
Heute Morgen war es wieder soweit:
Nachdem ich über die Jahreswende Urlaub genommen hatte und gestern erfolgreich in den Flughafenbus stieg, um nachhause zu fahren, ahnte ich nichts.

Heute Morgen dann genau vor der Station, wo ich aussteigen muss, stehen dann zwei Kopfgeldjäger im Auftrag der BVG im U-Bahnwagen. Irgendein abgerissen aussehender und ein überfetter Kerl, dem man auch tagsüber nicht begegnen will.

Ruhigen Gewissens hole ich mein Portemonnaie mit dem Jobticket raus. Der Fettling schaut darauf, fängt an, seinen Mund noch breiter in die Breite gehen zu lassen. Der Sabber läuft ihm quasi schon über die fetten Backen, und in seinen kleinen Schweinsäuglein leuchten die Teuro-Zeichen gelb und blau.

"Der is aba vom Dezemba!", sabbert der fette Kopfgeldjäger widerlich fies. 'Na und?', denke ich, weil ich mich in diesem Moment immer noch im Dezember wähne und stelle dann erschreckt fest, dass dies tatsächlich nicht der Fall ist. Logisch - ich fahre über Weihnachten weg, komme jetzt erst zurück, kein Wunder also wenn ich noch die Dezember-Karte drin hab.

"Stimmt, jetzt sehe ich es auch", antworte ich und füge höflich (aber zwecklos) hinzu: "Aber ich habe ja ein Abo."

Für alle klugscheissenden Klugscheisser, die jetzt wieder mit der typisch traditionell deutschen Strafkeule kommen - juristisch gesehen, ist es keinesfalls korrekt von der BVG, in einem solchen Fall ein "erhöhtes Fahrentgelt" zu verlangen.
Weil der Vertrag nämlich erfüllt ist - die Leistung wurde bereits qua Bankeinzug längst bezahlt. Dass der Kopfgeldwichser dabei den verdammten Schein nicht von mir zu sehen bekam, spielt dabei keine Rolle. Normal wäre jetzt nur, die Kundendaten festzuhalten und zu prüfen, ob der Kunde tatsächlich bezahlt hat.


"Det is ejal", sabbert der Fettling und baut sich schon mal vor mir auf, um eine eventuelle Flucht zu verhindern. "Sie können das ja innerhalb eener Woche nachweisen, wa." Und natürlich 7,- Euro Vergess-Strafe bezahlen, damit du wenigstens noch einen Teil deiner Prämie kriegst, du Wichser.

Ich blicke verärgert auf mein Portemonnaie und sehe einen weissen Rand unter der abgelaufenen Monatskarte herausragen. Tatsächlich kann ich an ihm die Januar-Karte hervorziehen. Offensichtlich war ich doch so vorausschauend gewesen, dass ich die bereits vorsorglich in meinen Urlaub mitgenommen hatte.

Der fette Kopfgeldjäger muss sein gieriges Gesabber stoppen und eine maßlose Enttäuschung verdunkelt sein fettes pickliges Gesicht, so dass es wie eine verzweifelte hässliche Fratze aussieht. Er grunzt und wendet sich frustriert ab.

Fast vergass ich auszusteigen und schaffte es gerade noch, den Wagen rechtzeitig zu verlassen und meine Arbeit zu erreichen.

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